Nach der Schlacht


Der Sturm


„Ankern Sie, Hardy, ankern Sie!“ sprach Nelson kurz vor seinem Tod, den er sah bereits voraus, dass nach der Schlacht von Trafalgar ein weiterer Kampf beginnen würde. Bereits am Tag der Schlacht wurde die See immer unruhiger und ein Sturm kündigte sich an.

Collingwood folgte Nelsons Anweisung erst recht spät und befahl den Schiffen sich auf den kommenden Sturm vorzubereiten. Da viele Schiffe nicht mehr in der Lage sind zu ankern, müssen sie auf das offene Meer hinaus um nicht durch den Sturm an Land gedrückt zu werden. Viele Schiffe sind jedoch in einem sehr schlechten Zustand, einige müssten gezogen werden, dass sie selbst keine Segel mehr setzen können.

Es ist erst einen Tag her, dass sich die Seeleute der beiden Flotten gegenüberstanden und sich gegenzeitig erbitterst bekämpften, aber am 22. Oktober müssen alle gemeinsam gegen die Elemente kämpfen. Daher wurden die spanischen und französischen Gefangenen an Bord freigelassen um die britischen Seeleute zu unterstützen.

Die schwer beschädigte Redoutable, welche sich im Schlepptau der Swiftsure befand, nahm zu viel Wasser und man begann die Verwundeten vom Schiff zu evakuieren. Leider konnten nicht alle rechtzeitig von Bord geholt werden, als das Schiff gegen 22:00 Uhr sank.

Die Fregatte Euryalus, auf die sich Collingwood hat übersetzen lassen, konnte die beschädigte Royal Souvereign nicht mehr halten und musste die Trosse kappen. Das ehemalige Flaggschiff von Collingwood wurde daraufhin von der Neptune gezogen.

In der Nacht auf den 23. Oktober wütete der Sturm über den Schiffen.

Die Fougueux lief auf und sank mit der kompletten Besatzung und der dreißigköpfigen Prisencrew.

Die Besatzungen der Prisen Bucentaure und Algéciras versuchten ihr möglichstes, müssen sich jedoch geschlagen geben.

Die Algéciras konnte sich ohne Mast in den Hafen von Cadiz retten. Nicht besser erging es der Prisencrew an Bord der Bucentaure, welche sich vom Sturm arg geschädigt ebenfalls nach Cadiz retten musste und dort ebenfalls in Gefangenschaft geriet.

Collingwood blieb nichts anders übrig, als alle Prisen die eine Behinderung darstellten aufzugeben. Darunter auch die gewaltige Santisima Trinidad. Am 24. geht das mächtige Kriegsschiff unter. Nicht alle Verletzten konnten rechtzeitig gerettet werden und viele gehen mit dem Schiff unter.

Nach Tagen größter Entbehrung, konnten letztendlich nur fünf Prisen in den sicheren Hafen gerettet werden. Beachtlich ist, wie Sieger und Besiegte gemeinsam am Rand des Möglichen alles getan haben um ihr Leben zu retten.

Lapenotières Rennen


Am 26. Oktober signalisierte Collingwood, der von der beschädigten Royal Sovereign auf die Euryalus wechseln musste, dem Schoner Pickle näher zu kommen und übergab die ersten beiden Berichte über die Schlacht von Trafalgar an Lapenotière.

Vor dem Kap St. Vincent traf am 28. Oktober der Schoner Pickle auf die Sloop Nautilus, die auf dem Weg nach Lissabon war, unter dem Kommando von John Sykes. Obwohl Sykes der höherrangige Offizier war, bat ihn Lapenotière entgegen dem Protokoll überzusetzen. Die Details des zweistündigen Treffens sind nicht dokumentiert, doch es liegt nah, dass Sykes die Bedeutung des Auftrags erkannt hatte.

Durch die Vernichtung der spanisch-französischen Flotte war der Auftrag der Nautilus hinfällig geworden. Sykes entschied sich ebenfalls den Kurs in Richtung England zu setzen. Am 29. Oktober war auch Lapenotière klar, dass Sykes seinen Befehl nach Lissabon zu segeln nicht mehr nachkam und der Pickle folgte.

Lapenotière erreichte am Morgen des 4. November, nach neun Tagen auf See, gegen 11 Uhr britischen Boden. Die Linie der Semaphoren zwischen Portsmouth und Plymouth war 1805 noch nicht fertiggestellt, daher musste er den Landweg wählen. Wenige Stunden später bestieg er eine Postkutsche, während die Pickle weiter in Richtung Plymouth segelte.

Während der gut 38 Stunden dauernden Fahrt wechselte er 21 Mal die Pferde. Er erreichte am frühen Morgen des 6. Novembers 1805 die Admiralität. Der erste Seelord, Lord Barham, war gerade dabei sich zur Ruhe zu begeben

Keine 24 Stunden nachdem Pickle vor Falmouth vor Anker gegangen war, erreichte die Nautilus Plymouth. Die Nautilus war nicht nur das schnellere Schiff gewesen, Sykes hatte auf seiner Route auch besseres Wetter gehabt. Sykes traf in Plymouth auf den Vizeadmiral Young und berichtete ihm vom Ausgang der Schlacht von Trafalgar. Young hatte natürlich zu diesem Zeitpunkt keine Informationen über den Verbleib von Lapenotière oder der Pickle. So setzte er Berichte auf und steckte Sykes ebenfalls in eine Kutsche um die Admiralität zu informieren.

Sykes traf fast im gleichen Moment wie Lapenotière bei der Admiralität ein. Lapenotière übergab seine Nachrichten, während Sykes im Foyer wartete.

Es gibt verschiedene Überlegungen weshalb Lapenotière in Falmouth an Land ging und nicht durch den Kanal segelte. Möglicherweise wollte er keine Zeit aufgrund von schlechten Witterungsbedingungen im Kanal verlieren? Vielleicht war es auch unbürokratischer in einem kleinen Hafen anzulegen? Lapenotière kannte den dortigen Hafenmeister Captain John Bowen und konnte auf seine Unterstützung setzen.

Überhaupt ist Collingwoods Wahl des Überbringers der wichtigen Nachrichten bedenkenswert. In der Regel war es eine besonders Auszeichnung für hochrangige Offiziere die Berichte von erfolgreichen Schlachten nach London zu bringen. Auszeichnungen, Geld und Karrierechancen warteten auf die Offiziere. Tatsächlich erhielt Lapenotière eine stattliche Prämie und wurde zum Commander befördert.

Aber warum wurde Lapenotière ausgewählt? Collingwood stand nach der Schlacht vor einer großen Verantwortung. Der aufziehende Sturm bedrohte die angeschlagene Flotte und brauchte jeden erfahrenen Offiziere auf den Schiffen.

Eine interessante Rolle in diesem Zusammenhang spielte Robert Benjamin Young (1773 - 1846). Young, der wie Nelson in die Schlachten von Kap St. Vincent und am Nil involviert war, beobachtete die Schlacht vom Deck des Kutter HMS Entreprenante (10) aus.

Obwohl es keine schriftlichen Befehle gab, hielt Young für den Rest seines Lebens daran fest, dass Nelson ihn ausdrücklich in der Nähe der Victory haben wollte, um sofort die Berichte an die Admiralität in der Heimat zu überbringen.

Der enttäuschte Robert Young segelte zwei Tage nach Lapenotière mit Kopien der Berichte nach Faro ab, um den britischen Generalkonsul in Portugal zu informieren.

Auch wenn HMS Pickle nur eine kleine Rolle in der Weltgeschichte spielte, wird heute immer noch regelmäßig die „Pickle Night“ zelebriert. Der Jahrestag der Ankunft von Collingwoods Berichten beendet die Feierlichkeiten, die am 21. Oktober mit dem „Trafalgar Day“ beginnen.

Diese Webseite verwendet Cookies, um Ihnen den bestmöglichen Service zu gewährleisten. Durch die Nutzung der Webseite akzeptieren Sie die Verwendung von Cookies, weitere Informationen zur Datenschutzerklärung finden Sie hier.